ADS/ADHS
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ADS und ADHS im Erwachsenenalter

… betrifft immerhin zwei bis drei Prozent der erwachsenen Bevölkerung. Während lange Zeit die Regel galt, die Erkrankung würde sich mit der Pubertät verlieren, weiß man heute, dass über die Hälfte der betroffenen Kinder und Jugendlichen die Erkrankungen ins Erwachsenenalter „mitnehmen“, wenngleich oft in abgeänderter Form: Die Hyperaktivität tritt eher in den Hintergrund, die Unaufmerksamkeit und mangelnde Konzentration beherrschen das Bild.

Falls eine Hyperaktivität weiterhin besteht, so äußert sich diese oft in unangemessenen impulsiven Handlungsweisen. Die Patienten sind unruhig, meist „wie auf dem Sprung“, dauerbeschäftigt, ohne ihre zahlreichen Aktivitäten zu Ende zu führen, reden dazwischen, haben Mühe, längere Tätigkeiten durchzuhalten etc.

Ansonsten sind sie unkonzentriert, unaufmerksam, können schlecht zuhören, verlegen oder verlieren gerne Gegenstände usw. usf.

Meiner persönlichen Meinung und Erfahrung nach gibt es ein häufiges Grundproblem bei AD(H)S-Patienten, das bisher wissenschaftlich nicht diskutiert wird: Müdigkeit. Etliche dieser Patienten fühlen sich dauermüde, manchmal wirklich aus Schlafmangel, oft aber krankheitsbedingt: Das ist m.E. der Kern zum Krankheitsverständnis für ADHS, eine Art krankhafter Müdigkeit. Dadurch erklärt sich, weswegen AD(H)S-Patienten auf Aufputschmittel wie z.B. Methylphenidat (Handelsname u.a.: Ritalin) ruhig werden. Das andauernde Ankämpfen gegen die Müdigkeit, die sich durch Unruhe äußert, entfällt durch die Medikamentenwirkung, die Patienten werden ruhig.

Bei Kindern (die ich nicht behandle) mag ein guter Teil der ADHS-Erkrankungen dadurch bedingt sein, dass es an mangelnder elterlicher Kontrolle im Kinderzimmer fehlt und sich der Nachwuchs nach der Bettgehzeit ganz ruhig und brav verhält – weil er bis mitten in der Nacht mit PC, Spielkonsole und Handy beschäftigt ist und so viel zu wenig Schlaf erhält. Der früher übliche Kampf gegen das Zu-Bett- gehen gegen die Eltern findet nicht mehr statt, weil genug Unterhaltungselektronik im Kinderzimmer vorhanden ist. - Das „echte“ ADHS gibt es gleichwohl seit jeher, siehe die Geschichte vom „Zappel-Philipp“ aus dem „Struwwelpeter“, die immerhin aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammt. Und damals waren die Kids bestimmt frühzeitig in ihren Kinderzimmern zum Schlafen und hatten keine moderne Technik im Raum, die sie um ihr nötiges Schlafquantum gebracht hat. Der Struwwelpeter/Die Geschichte vom Zappel-Philipp – Wikisource

Übrigens: ADHS muss bereits im Kindesalter begonnen haben, spätestens mit dem zwölften Lebensjahr, um die Krankheit auch im Erwachsenenalter diagnostizieren zu dürfen. Einfach ist dieser Punkt nachzuweisen, wenn die Diagnose bereits damals gestellt wurde. Ansonsten helfen Nachfragen bei den Eltern: „War ich unruhig zappelig, oder unaufmerksam?“ Standen in den Schulzeugnissen Bemerkungen wie „Der unaufmerksame Schüler hatte Mühe, sich konzentriert am Unterricht zu beteiligen“, „Die unruhige Schülerin war oft abgelenkt“ etc.?

Die Diagnose wird bei mir gestellt

  • anhand eines entsprechenden ärztlichen Gesprächs
  • ergänzt um vier psychologische Tests
  • die Erkundung möglicher Begleiterkrankungen (über die Hälfte der ADHS-Patienten leiden zugleich an Depressionen, Zwängen oder einer Suchterkrankung!)
  • und körperlichen Untersuchungen (neurologischer Befund, EEG, Labor), um nicht hirnorganische Prozesse zu übersehen
  • erforderlichenfalls weitere Untersuchungsmaßnahmen, je nach Begleiterkrankungen.

Die Behandlung erfolgt

  • durch fachärztliche Gespräche, um konkrete Probleme anzugehen
  • durch spezielle Medikamente für ADHS.