Misstrauen gegen Gesundheitskarte
04.09.2013

Misstrauen gegen Gesundheitskarte


Von: Neumarkter Nachrichten, Arno Heider

Aus Protest gegen die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (auch eGK genannt) gibt der in Neumarkt praktizierende Neurologe und Psychiater Christian Nunhofer seine Kassenzulassung zurück. Wir sprachen mit ihm über die Beweggründe.

Herr Dr. Nunhofer, warum kehren Sie den gesetzlichen Krankenkassen den Rücken?

Dr. Christian Nunhofer:
Der Auslöser war, dass mir die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns auf Druck mehrerer Krankenkassen in einem Schreiben vom 2. April angedroht hatte, die Kassenzulassung zu entziehen, falls ich mich weiter weigere, die Elektronische Gesundheitskarte anzunehmen. Dabei hatte ich schon in meinem Schreiben an den Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen vom 9. Januar 2012 mitgeteilt habe, dass ich genau bei dieser Androhung meine Zulassung zurückgeben werde.

Was kritisieren Sie an der elektronischen Gesundheitskarte?

Nunhofer: Die eGK hat nur einen einzigen Zweck: Vertrauliche Krankendaten zu erhalten, um die Patienten zu Kunden im Gesundheitsmarkt zu machen. Darüber hinaus wird mit der eGK dem Missbrauch intimster Informationen, nämlich den Informationen über die Erkrankungen der Menschen, Tür und Tor geöffnet. Da bleibt nur eines: eine konsequente Verweigerung. Der Patient soll sich auch weiter darauf verlassen können, dass die Dinge, die er dem Arzt anvertraut, in der Praxis bleiben.

Am Dienstag, 10. September, ab 20 Uhr im Neumarkter Ärztehaus wollen Sie darlegen, dass im Spannungsfeld Politik–Krankenkasse–Leistungsbringer– Patient der Patient der Verlierer ist.

Nunhofer: Ja. Dem Patienten muss klar werden, dass sich das Gesundheitssystem wandelt weg vom früheren Ziel einer Volksgesundheit und hin zum Ziel einer Gesundheitswirtschaft. Er wird zur finanziellen Melkkuh degradiert. Seine Gesundheit hingegen steht nicht mehr im Zentrum des Interesses. Adressaten des Vortrags sind in erster Linie die Patienten oder Kassenversicherten. Außerdem habe ich Einladungen an Parteien und die Neumarkter Filialen von AOK, IKK, Barmer, DAK und andere gesandt — und an den VdK.

Dateien:
NN_Interview_e-card.pdf106 K